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Texte

einen fröhlichen geber hat gott lieb

 

Mit diesem Satz läd Paulus die Gemeinde in Korinth dazu ein, für die Christ*innen in Jerusalem Geld zu spenden. Anders übersetzt klingt der ganze Vers so: „Jede und jeder gebe, wie sie es im Herzen vorher bedacht und entschieden haben, nicht bedrückt oder aus Zwang. Denn Gott liebt die, die unbeschwert geben“ (2. Brief nach Korinth 9, 7).

 

An Ostern sind wir nach den Gottesdiensten lange am Geldzählen; denn zu Festen entsteht diese unbeschwerte Stimmung, in der es leicht fällt, für die Ärmsten unserer Welt etwas abzugeben. Jedes Jahr sind die Kollekten an den höchsten Feiertagen für diese Menschen in Not bestimmt.

 

Aber 2020 gab es an Ostern nichts zu zählen! Den großen Hilfswerken fehlen dadurch erhebliche Summen. Dabei bräuchten sie gerade jetzt viel mehr Mittel als sonst. Wer im Elend wohnt, hat wenig Chance auf hygienische Verhältnisse, seien es Slums oder Flüchtlingslager. Da ist sauberes Trinkwasser schon Luxus – Mundschutz oder Händehygiene? Abstand voneinander? Unmöglich! Wer sich mit kleinen Jobs geradeso über Wasser hält, landet auf der Straße, wenn die Wirtschaft stillsteht. Soziale Absicherungen, medizinische Versorgung, genügend Nahrung oder ein Dach über dem Kopf – das alles sind nur für uns Selbstverständlichkeiten. Das Corona-Virus trifft die Ärmsten am härtesten.

 

Darum lasst uns, auch wenn wir zuhause sitzen und nicht in einer Kirchenbank, dem Ratschlag von Paulus folgen! Erstens: Bedenken wir im Herzen, ob, und wenn ja, wieviel wir geben mögen und können. Frei. Ohne Zwang. Und zweitens: Setzen wir das um! Falls wir etwas entbehren können und wollen, spenden wir es unbeschwert!

 

Als langjährigen Kollektenzählerin kann ich sagen: Klar ist es schön, wenn die Spende „rascheln“ würde, also aus Scheinen bestünde. Und gleichzeitig sind es viele einzelne Münzen, die insgesamt die große Summe bilden. Jeder Euro hilft!

 

 

Nochmal kirschblüten

 

So verschieden, wie herbe Schattenmorellen und knackige Knupperkirschen, so unterschiedlich sind auch die diversen Blütenarten. Die winzigen gelben Blütenblättchen der Kornelkirsche, zart verteilt über den kahlen Ast, sind kein Vergleich zu den prallen, schweren rosa Dolden der Zierkirschen, die dieser Tage wie Wolken von Zuckerwatte aus den Vorgärten grüßen.

 

Und so unvergleichlich ist es auch, ob ich hochdeutsch wünsche, „dass Dir die Kirschbäume blühen“, oder ob es meine Freundin in ihrem Dialekt ausspricht: „Dir solle die kerschbeem blihe, liewesje!“ Darin liegt die ganze Zärtlichkeit von Generationen vor uns. Bodenständig, herzlich und direkt drückt das Pfälzische einen Wunsch aus, der im eigenen kleinen Garten ein weites, süßes Glück finden lässt.

 

Darin habe ich den wunderbaren Tonfall meiner Freundin im Ohr, sie selbst und die Menschen vor Augen, denen sie eben dies wünscht. Der Dialekt lässt mich ihr nah sein trotz räumlicher Distanz. So wie am Telefon feine Nuancen in der Stimme mich wissen lassen, was der andere mir wirklich sagen will, über schreibbare Wörter hinaus.

 

Ein Lob auf Familiensprache, Dialekte, Insidersprüche, die uns an gemeinsam Erlebtes erinnern – ein Hoch auf die vielen Arten, miteinander zu reden, die uns von Herz zu Herz verbinden.

 

Gott sei Dank, dass er uns solche Pfingstwunder schenkt: dass wir uns wirklich tief verstehen!

 

Dir solle die kerschbeem blihe, lieweesje – auch wenn ich das nie richtig aussprechen können werde, genau das wünsch ich Dir!

 

 

Coronaspeck

 Kennt ihr diesen Namen schon? Das neue Hüftgold nennt man so, die Polster um den Nabel oder Schwabbelpäckchen. Eine Errungenschaft davon, dass viele von uns zuhause sitzen, ohne Sportstudios, mit viel Zeit vor dem Bildschirm und vielleicht auch Frustessen.

 

Meine Großeltern hätten gesagt: „Gut, mein Kind, da hast Du wenigstens etwas zuzusetzen!“ Tatsächlich ist so eine kleine Fettreserve schnell verschwunden, wenn eineR von uns krank im Bett zu liegen kommt.

 

Wie sieht es aus mit anderen Reserven? Was können wir sonst ansammeln, wenn wir zu den Glücklichen gehören, die mehr Zeit und Essen übrig haben zuhause, als sie eigentlich bräuchten?

 

Gute Momente mit unseren Mitbewohner*innen. Wir können miteinander kochen, spielen, lange ungestört Gespräche führen, musizieren, tanzen... je nach dem, was uns gefällt.

 

Wir haben Zeit für lange Stillephasen. Im Sitzen mit geschlossenen Augen – oder beim Spazierengehen ganz allein? Im Gebet vor Gott, im Lauschen auf sein Wort.

 

Wir können einen Vorrat schaffen an „Füreinander-Dasein“. Klingt verrückt, ist aber möglich. Was wir jetzt für die andern tun, wird später Früchte tragen.

 

Wir können uns von allem Streß erholen. Uns selber Gutes tun. Uns entspannen, pflegen und die Seele baumeln lassen. Ein Polster an Erholung in uns sammeln.

 

Alles in allem gefällt Coronaspeck mir wirklich gut!

 

 

bratfisch

 

Hast Du eine Lieblingsgeschichte von Ostern? Ich mag gerade gerne eine aus Johannes 21. Die Jünger*innen sind am See und gehen fischen. Jesus fragt sie vom Ufer her: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ Sie erkennen ihn nicht. Sind frustriert, weil sie nichts abzugeben haben – kein Brot, keinen Fisch, und wohl auch keine Hoffnung.

 

Jesus lässt sie das Netz zur anderen Seite auswerfen, und gleich darauf reißt ihnen das Gewebe fast kaputt, so voll ist es von frischem Fang. Bei Johannes sind die Freund*innen Jesu nicht gerade Blitzmerker. Aber wer dahinter steckt, wenn man erst nichts fängt, und dann auf einen Tipp hin Berge, das hat der eine wohl geschafft, sich zu merken. „Es ist der Herr!“ schließt er messerscharf:„Es ist der Herr!“

 

Petrus macht einen Hechtsprung ins Wasser und schwimmt zu Jesus. So mächtig zieht es ihn zu seinem Rabbi! Er übersieht, dass Boote schneller sind als Schwimmer. Unsere Geschichte verschweigt höflich, ob er überholt wird und dumm aus der Wäsche guckt. Ist auch egal. Sein Einsatz ist großartig!

 

Am Ufer schmurgelt Fisch auf einem Kohlenfeuer, dazu steht Brot bereit. Für seine Leute: Langsamdenker und Schnellentschlossene, Prostituierte, Bettler, Außenseiterinnen.

 

Auch in dieser Geschichte geht es darum, wie Jesus als Auferstandener denn nun ist. Nicht mehr ganz derselbe wie vor der Kreuzigung, aber auch kein Geist. Es ist schwer, die eigene Begegnung mit ihm für andere gut zu beschreiben. Den Frauen glauben die Jünger*innen zunächst nicht. Na klar, man kann sich ja vieles auch einfach nur einbilden. Schöne Tagträume voller holder Bilder. Aber es gibt wenig, was weniger ätherisch ist, weniger hold und traumhaft als der Geruch von gebratenem Fisch. Der ist einfach bodenständig und weltlich. Jesus ist so wirklich da wie der herb-salzige Geruch in der Luft und das Knacken der Kohle. Er gibt ihnen ganz handfest die Nahrung, die sie gerade brauchen. Und Hoffnung dazu.

 

 

dein gott ist bei dir gewesen.

an nichts hast du mangel gehabt.

 

So lautet die Losung für den 15. April. Im 5. Buch Mose sagt Gott das zu seinem Volk:

 

Denn der HERR, dein Gott, hat dich gesegnet in allen Werken deiner Hände. Er hat dein Wandern durch diese große Wüste auf sein Herz genommen. Vierzig Jahre ist der HERR, dein Gott, bei dir gewesen.“ Es geht nicht um einen paradiesischen Zustand. Gottes Leute haben überlebt mit ausreichend trockenen Körnern zu beißen und Wasser zu trinken.

 

Wenn ich zurückschaue auf die Zeit vor Corona, und denke „an nichts hast Du Mangel gehabt“, dann ergibt der Satz für mich Sinn. Wie war es für Dich in den letzten Jahren? Erfüllt oder eher karg? Dein Gott ist bei Dir gewesen, sagt der Text. Hast Du das gespürt?

 

Er hat Dein Wandern durch diese große Wüste auf sein Herz genommen. Es ist ihm nicht egal, wenn Du eine wüste Zeit durchlebst. Er zieht sich Deinen Schuh mit an. Mehr noch: Er gibt Dir etwas wunderbares auf den Weg, damit gelingt, was Du tun wirst: Der HERR, Dein Gott, hat Dich gesegnet in allen Werken Deiner Hände!

 

 

"dance, dance, whereever you may be!

i am the lord of the dance", said he

 

So geht der Refrain eines Liedes über Jesus als Herr des Tanzes.

 

Ich tanzte Karfreitag, doch ohne Musik / das Tanzen ist schwer mit dem Teufel im Genick. / Ich kam in ein Grab, noch ein Stein obendrauf. / Doch ich bin der Tanz und der hört nicht auf!

 

Sie legten mich um, doch ich steh wieder auf, / denn ich bin das Leben, ich gebe niemals auf! / Ich lebe in euch, lebt doch ihr auch in mir / denn ich bin der tanzende Gott, sagt er.“

 

Es ist ein trotziges Lied. Egal, was passiert, ich werde weitertanzen. Stur! Nehmt mir alles, ich bleibe dabei! Dieses Leben ist großartig. Es verdient, gefeiert zu werden. Lasst uns jubeln, singen, tanzen!

 

Es kann auch furchtbar sein, dann wird der Tanz von Schmerzen erzählen. Selbst wenn die Musik verstummt – die innerste Lebendigkeit wiegt sich, findet Schritte, dreht sich weiter.

 

Bis Jesus stirbt. Bis seine Freund*innen geschockt verstummen. Sie fürchten, dass alles, wofür er gelebt hat, mit ihm gestorben ist. Keine Freude mehr, kein Sieg der Lebendigkeit und Hoffnung. Sie wären vermutlich gebeugt geblieben und innerlich tot. Wäre nicht der dritte Tag gekommen und das leere Grab.

 

Ich bin der Tanz und der hört nicht auf“ heißt es im Lied ganz treffend: Jesus steht auf durch die unfassbare Kraft Gottes. Nichts hält ihn auf Dauer zurück. Kein Fels, keine Folter, kein Mord. Als Jesus gestorben war, bebte die Erde. Seine Auferstehung bleibt ein Geheimnis. Vollzieht sie sich leise? Ihre Wucht ist jedenfalls stärker als alles andere auf der Welt.

 

Nichts kann uns so sehr herunterziehen, quälen, fertigmachen, dass nicht Jesu Lebendigkeit daraus befreien kann. „Dance, dance, wherever you may be. I am the lord of the dance, said he.“ Genau: Tanzt, Leute, wo immer ihr auch seid! Lebt euer Leben, bewegt euch, lasst euch nicht versteifen vor Angst oder einrosten in Kummer! Tanzt euren Schmerz heraus! Feiert, dass alles Schreckliche vorübergehen wird! Tanzt auf die Freude und die Liebe zu! Wo immer ihr auch seid!

 

 

"dance, dance, whereever you may be!

i am the lord of the dance", said he

 

So geht der Refrain eines Liedes über Jesus als Herr des Tanzes.

 

Ich tanzte Karfreitag, doch ohne Musik / das Tanzen ist schwer mit dem Teufel im Genick. / Ich kam in ein Grab, noch ein Stein obendrauf. / Doch ich bin der Tanz und der hört nicht auf!

 

Sie legten mich um, doch ich steh wieder auf, / denn ich bin das Leben, ich gebe niemals auf! / Ich lebe in euch, lebt doch ihr auch in mir / denn ich bin der tanzende Gott, sagt er.“

 

Es ist ein trotziges Lied. Egal, was passiert, ich werde weitertanzen. Stur! Nehmt mir alles, ich bleibe dabei! Dieses Leben ist großartig. Es verdient, gefeiert zu werden. Lasst uns jubeln, singen, tanzen!

 

Es kann auch furchtbar sein, dann wird der Tanz von Schmerzen erzählen. Selbst wenn die Musik verstummt – die innerste Lebendigkeit wiegt sich, findet Schritte, dreht sich weiter.

 

Bis Jesus stirbt. Bis seine Freund*innen geschockt verstummen. Sie fürchten, dass alles, wofür er gelebt hat, mit ihm gestorben ist. Keine Freude mehr, kein Sieg der Lebendigkeit und Hoffnung. Sie wären vermutlich gebeugt geblieben und innerlich tot. Wäre nicht der dritte Tag gekommen und das leere Grab.

 

Ich bin der Tanz und der hört nicht auf“ heißt es im Lied ganz treffend: Jesus steht auf durch die unfassbare Kraft Gottes. Nichts hält ihn auf Dauer zurück. Kein Fels, keine Folter, kein Mord. Als Jesus gestorben war, bebte die Erde. Seine Auferstehung bleibt ein Geheimnis. Vollzieht sie sich leise? Ihre Wucht ist jedenfalls stärker als alles andere auf der Welt.

 

Nichts kann uns so sehr herunterziehen, quälen, fertigmachen, dass nicht Jesu Lebendigkeit daraus befreien kann. „Dance, dance, wherever you may be. I am the lord of the dance, said he.“ Genau: Tanzt, Leute, wo immer ihr auch seid! Lebt euer Leben, bewegt euch, lasst euch nicht versteifen vor Angst oder einrosten in Kummer! Tanzt euren Schmerz heraus! Feiert, dass alles Schreckliche vorübergehen wird! Tanzt auf die Freude und die Liebe zu! Wo immer ihr auch seid!

 

 

was sind das für dinge,

die ihr miteinander verhandelt unterwegs?

 

(Lukasevangelium 24, 13 - 35)

 

Das fragt Jesus die beiden Jünger, die nach Emmaus unterwegs sind. Es ist spät am Tag der Auferstehung Jesu. Sie haben wohl gehört, wie die Frauen erzählten, das Grab sei leer. Engel hätten verkündet, dass er auferweckt worden sei. Aber obwohl sie es selbst nachprüfen und finden, das tatsächlich der schwere Felsbrocken weggewälzt daliegt und das Grab ohne Leichnam – sie glauben es nicht.

 

Eigentlich wäre der Moment doch nun wirklich da, es zu kapieren und sich wie verrückt zu freuen. Nein – selbst als Jesus höchstpersönlich neben ihnen herspaziert, begreifen sie nichts. Gott hat es manchmal nicht leicht mit uns!

 

Immerhin merken sie, dieser Begleiter hört wirklich gut zu. Und so schütten sie ihm ihr Herz aus. Immerhin – wir finden in Gott ein Gegenüber, vor dem wir unsern Seelenschrott abladen können. Jammern, klagen, uns beschweren. Sogar ein leichter Vorwurf an den HERRN ist zu hören: „Bist Du denn der einzige, der nicht weiß, was geschehen ist?“ Ach Gott, verstehst Du denn nicht, wie es mir geht? Dass es so nicht bleiben kann? Tu doch etwas!

 

Jesu Antwort an die beiden gilt auch uns: „O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben!“ Ihr geht im Licht der Erlösung und spürt das Wunderbare nicht. Immerhin merken die Jünger, dieser Mensch tut ihnen gut. Es wäre schön, ihn auch nach der Reise bei uns zu haben. Sie bitten: „Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“

 

Er folgt ihrem Wunsch. Sie setzen sich zu Tisch, er dankt und bricht das Brot. Nun endlich werden ihnen die Augen geöffnet – sie erkennen ihn. Und er verschwindet.

 

Jetzt hält sie nichts mehr – voller Begeisterung stürmen sie den gesamten Weg wieder zurück. Vermutlich im doppelten Tempo, beflügelt von der fröhlichen Leichtigkeit ihrer Seelen. Im Nachhinein wird ihnen klar, dass sie schon von Anfang an hätten begreifen können: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“

 

Es hätte nicht not getan, so lange noch traurig zu sein. Und das ist eins der wunderbaren Ergebnisse dieser Geschichte: Wir müssten längst nicht so oft traurig sein oder verletzt, gedrückt, verstimmt von unserm Schicksal. Kann sein, der Herr aller Herren geht längst neben uns. Die Lösung unserer Probleme läuft verlässlich dort an unserer Seite. Wir könnten uns darauf verlassen und schon fröhlich sein und voller Zuversicht.

 

Ja, klar, unsere Augen sind gehalten, wir erkennen ihn nicht ganz genau. Aber brennt nicht unser Herz?

 

 

Er ist erstanden – hallelujah!

 

Nachdem Jesus zutiefst gefleht hat, dass er nicht so leiden muss. Und doch eingewilligt hat, sich darauf einzulassen. Nach furchtbaren Schmerzen. Und dem Elendigen Gefühl, komplett verlassen zu sein.

 

Nach dem Allerschrecklichsten holt Gott ihn aus dem Tod ins Leben. Er ist gezeichnet von dem, was vorher war. Tief eingegraben in seine Hände und Füße.

 

Doch das alles liegt hinter ihm. Er leuchtet durch und durch. Erfüllt von Gottes herrlicher Lebendigkeit.

 

Das ist unsere größte Kraft. Was immer kommen mag – er ist an unserer Seite. Und am Ende holt er uns mit sich aus dem Tod ins Leben. Aus dem Leid in die Freude.

 

Hallelujah!

 

Ostergottesdienst online

 

Unter „Download Andachten“ findet ihr Texte, um eine Osterandacht zu feiern. Ihr könnt sie auch vor dem Bildschirm mitfeiern „aus der Christuskirche Gitter“. Wir verabreden uns um 10 Uhr.

 

osternacht:

Onlinegottesdienst der Ev. Jugend Salzgitter-Bad

 

 

Die Evangelische Jugend der Propstei Salzgitter-Bad hat all ihr technisches Knowhow aufgeboten, um euch in diesen Zeiten, in denen die direkten sozialen Kontakte aufgrund des Corona-Virus leider momentan sehr stark eingeschränkt sind und wohl auch noch länger sein werden, trotzdem einen Gottesdienst zu Ostern anbieten zu können.

Sie lädt euch herzlich ein, am Samstag, 11.04. um 23:45 Uhr, an ihrem virtuellen Ostergottesdienst auf YouTube: Ev.Jugend Salzgitter-Bad teilzunehmen. Auch auf Instagram sind die Haupt- und Ehrenamtlichen der Ev. Jugend für euch aktiv, schaut doch auch hier gerne mal vorbei unter: @evj_sz_bad.

 

Wenn ihr persönlich Kontakt aufnehmen möchtet, dann findet ihr alle Infos hierzu auf der
Website der Ev. Jugend Salzgitter-Bad.

 

Ihr seid herzlich Willkommen!

Verfasser: Kerstin Hörning

 

Karsamstag

 

Es ist ein stiller Tag. Wie betäubt. Der Tod Jesu hallt nach und übertönt jede andere Empfindung. Die Jünger*innen tun am Sabbat sowieso niemals viel. Kein Kochen, keine langen Wege. Auch heute nicht. Nur drinnen tobt ein Sturm in ihnen. Ist es denn wahr? Alle Hoffnung dahin? Wieso musste das geschehen? Alles Glück vorbei. Dann wieder Stille.

 

Geschockt sind wir vom Tod. Und wenn er noch so lange vor der Tür stand bei der Oma, oder bei dem Patenonkel, der mit Krebs im Hospiz eingezogen ist. Immerhin hat er noch manchmal lieb gelächelt. War noch da!

 

Den Tod können wir nicht fassen. Wir sehen deutlich, dass nur noch die Hülle vor uns liegt von der geliebten Großmutter. Und rennen doch dagegen an. Rütteln an dem Tor, durch dass sie nun gegangen ist. Wollen sie wieder haben.

 

Es braucht Zeit, um wirklich zu verstehen. Die Verbindung ist gekappt. Es gibt in dieser Welt kein Wiedersehen.

 

Uns bleibt der Mann, der sich töten lassen hat, um auch diesen allerletzten Weg mit ihnen mitzugehen. Die Oma und der Onkel sind dort nicht allein.

 

Uns bleibt die Hoffnung, dass er sie zu Ostern mit hinausnimmt aus dem Grab. Und uns aus unserer Traurigkeit.

 

Herr, erbarme Dich!

 

 

Karfreitag

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wir haben heute Zeit, an Jesu Leiden und Sterben zu denken. Ans Kreuz.

 

Was soll daran hoffnungsvoll sein, fragst Du Dich vielleicht? Die Frage ist berechtigt. Der sanfte Rabbi wird gemobbt und gefoltert. Stundenlang. Bis er daran stirbt.

 

Warum es helfen kann, dass Du das an Dich heranlässt? Weil er an Deiner Seite bleibt, wenn´s Dir selbst dreckig geht. Weil sein Weg eine Liebeserklärung ist, direkt für Dich. Weil...

 

Weil er es Dir selbst mitteilen wird. Zumindest eine Ahnung davon. Wenn Du Dich darauf einlässt.

 

Gottes Segen dafür!

 


 

Wer mag, feiert eine Andacht mit heute um 10 Uhr. Die Texte finden sich unter „Download Andachten“. Sie wurde aufgenommen von einem kleinen Team der Christuskirchengemeinde. Also wird es sogar möglich sein, sie unter "https://www.youtube.com/channel/UCuwNpoKwp803CTajEUsVGXQ/featured" auf dem Bildschirm mitzufeiern.

 

 

Gründonnerstag - feiern wir gemeinsam?

 

 

Wäre dies ein Jahr wie jedes andere, würden wir uns heute abend in den Kirchen treffen. Und dort gäbe es ein gemeinsames Abendessen im Gottesdienst. Zur Erinnerung an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Freund*innen eingenommen hat.

 

Dieses Jahr fällt das natürlich aus. Es gibt Alternativen. Wenn Du magst, setz dich heute abend um 18 Uhr an Deinen eigenen Tisch und feiere gleichzeitig mit vielen Menschen aus Salzgitter-Bad, -Gitter und -Hohenrode eine Andacht mit Abendmahl.

 

Als christliche Gemeinschaft haben wir sowieso den wesentlichen Draht zueinander durch Gottes Geist. Und der läßt sich von ein paar Kilometern mehr oder weniger nicht abhalten.

 

Die Anleitung dazu findet sich in der Rubrik "Download Andachten".

 

 

„Verraten hat ihn einer,

geholfen hat ihm keiner“

(Matthäus 26, 14 - 16)

 

So heißt es in einem modernen Passionslied von Rolf Krenzer. „Wir wollten seine Freunde sein und immer mit ihm gehen. Es fuhr der kalte Wind herein, da ließen wir ihn stehn.“

 

Judas ist der bekannteste Verräter, der übelste wohl auch. „Weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.“ Seine Schuld drückt ihn mit Macht zu Boden. So beendet er sein Leben.

 

Alle anderen Jünger*innen verraten Jesus, als er gefangen genommen wird. Weil sie Angst um ihr eigenes Leben bekommen.

 

Und wir? Wo verrate ich meinen Glauben? Wo lässt Du Menschen in Not im Stich? Wo verraten wir uns selbst?

 

Manche sagen, Judas verrät Jesus, weil er so schrecklich enttäuscht ist. Er habe erwartet, dass Jesus das Volk zum Aufstand gegen Rom führe. Vielleicht habe er gedacht, wenn er Jesus verhaften lässt, könne der nicht mehr anders, als seine Macht zu zeigen und endlich mit Waffengewalt das römische Reich niederzustrecken. Judas liebt demnach seinen Meister. Dabei meint er, besser zu wissen, was der richtige Weg für ihn ist, als Jesus selbst. Der Versuch, andere zu verbiegen, das ist Verrat. Und sei es auch voller guter Absichten

 

Jesus wiederum liebt Judas. Und er läßt ihm seinen Weg. Wohl wissend, dass dieser ihn bald ausliefern wird, feiert er das Abendmahl auch mit ihm: Mein Leib, der für Dich gegeben wird. Mein Blut, das für dich vergossen wird. Zur Vergebung der Sünden.

 

Selbst als Judas schließlich die Soldaten in den geheimen Garten führt, und Jesus ans Messer liefert, hat er noch eine liebevolle Anrede für ihn: „Mein Freund, dazu bist Du gekommen?“

 

Hilf uns, uns ehrlich zu hinterfragen, was wir tun, Gott! Und bewahre uns vor Verrat!

 

 

Wärst Du zufrieden mit mir?

(Matthäus 25, 31 - 46)

 

Wenn heute die Welt zu Ende ginge und Jesus uns aufteilte in die Gruppe zu seiner Rechten, die er willkommen heißt. Und die zu seiner Linken, die ihn im Stich gelassen haben – wo stellte er mich hin?

 

Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist“, sagt Jesus zu den einen. Und dann zählt er auf, was sie getan haben: Hungrige und Durstige versorgt, Kranke und Gefangene besucht, Fremde aufgenommen, Nackte gekleidet... Denn: „Was ihr einem der unbedeutendsten Menschen getan habt, das habt ihr mir getan.“ Im Guten wie im Schlechten.

 

Dass Fremde aufgenommen werden, für Nahrung und Kleidung gesorgt wird, dafür setzen wir uns politisch ein. Besuche sind derzeit nur sehr begrenzt ein Zeichen von Nächstenliebe. Würde Jesus heute andere Handlungen aufgreifen? „Kommt her zu mir, ihr Gesegneten meines Vaters...Denn ich war allein, und ihr habt mich angerufen. Ich gehörte zur Risikogruppe, und ihr habt für mich eingekauft. Ich war krank, und ihr habt mich gepflegt. Ich war komplett überarbeitet, und ihr habt euch für mich eingesetzt. Ich konnte meine Zahlungen nicht leisten, und ihr habt mich nicht rausgeschmissen.“ Die Liste läßt sich fortsetzen.

 

Das ist jetzt voll die Moralkeule? Es soll eher eine Anregung dazu sein, sich zu überlegen, was gerade dran ist. Denn ich verstehe das Gleichnis von Jesus als eine Erinnerung daran, dass wir vor Gott verantwortlich sind für das, was wir tun und lassen.

 

In diesem Jahr sind wir eingeladen, neue Wege zu finden, um seine wunderbare Botschaft zu verbreiten: Es liegt Segen darin, wenn wir liebevoll miteinander umgehen.

 

 

Erinnerung an eine besondere Frau

(Markusevangelium 11, 1 - 10)

 

Wenn jemand kurz vor seinem Tod steht, dann reagieren die Menschen um ihn herum ganz verschieden. Ganz unabhängig davon, ob sie vorher enge Freunde waren, Verwandte oder eher weniger verbunden. Die einen wollen es nicht wahrhaben. Die nächsten sind so erschüttert, dass sie selbst Trost brauchen. Die Jünger*innen scheinen mir eine Mischung aus beidem zu sein. Mal verstehen sie Jesus schlicht nicht, wenn er sagt, dass er bald sterben wird, mal sind sie so entsetzt, dass er ihnen schließlich verspricht, dass an seiner Stelle jemand anders für ihn kommen wird – der Heilige Geist, der Tröster.

 

Wenn jemand kurz vor seinem Tod steht, gibt es dann noch die um ihn herum, die ganz klar sehen. Auch sie sind traurig, na klar. Vielleicht waren sie dem Sterbenden vorher gar nicht immer nah. Aber jetzt sind sie da für ihn. Wer stirbt, braucht auch Trost – oder meinen ihr nicht?

 

Die Frau in Bethanien wendet sich Jesus zu mit einer wundervollen Geste.

 

Sie ist feierlich: Könige werden gesalbt als Zeichen, dass sie das Volk in Gottes Namen anführen sollen. So gibt sie Jesus die Gewissheit, dass sein Weg von Gott gewollt ist – er geht wie ein König allen voran. Durch den Tod hindurch.

 

Sie ist wohltuend: In einem so heißen Land ist die Haut ständig ausgetrocknet. Auch die auf dem Kopf. Es ist eine Wohltat, eingeölt zu werden. Eine zärtliche Geste.

 

Sie ist mutig: Keine Berührungsangst – denn eigentlich salbt man so die Toten. Sie kann aushalten, dass er sterben muss.

 

Sie ist freigiebig: 300 Denare sind so viel, wie eine Arbeiterin in einem ganzen Jahr verdient – keine Tagelöhnerin, eine Arbeiterin – heute vielleicht 20.000,-€.

 

Wenn man merkt, dass ein geliebter Mensch stirbt, dann verschieben sich die Werte. Oder? Beisammensein wird wichtig, und ich möchte der Person, die bald geht, zeigen, wie sehr ich sie liebe. Das muss kein Geld kosten.

 

Klar, das Nardenöl zeigt, wie teuer Jesus der Frau aus Bethanien ist. Aber schöner noch finde ich, dass Jesus den duftigen Geruch mitnimmt bis ans Kreuz. Selbst dort ist er noch von ihrer Liebe umgeben.

 

Eine liebevolle Geste bleibt spürbar bis in den Tod.

 

Darum erinnere ich mich gerne an die Frau aus Bethanien.

 

 

Ach, zieh mit Deiner Gnade ein

 

Heute ist Palmsonntag. Jesus zieht nach Jerusalem ein. Er reitet auf einer jungen Eselin – sie ist Ausdruck seiner Friedfertigkeit. Die Menschen legen ihre Jacken auf den Boden als eine Art roten Teppich für ihn. Sie sind begeistert. Schwenken Palmwedel und singen: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herren.“ Ja, da reitet der Retter, den Gott uns schickt!

 

Bald schon werden sie ihre Meinung ändern. Jesus wird die römische Regierung nicht gewaltsam stürzen. Er lässt sich gefangen nehmen, leistet dabei keinen Widerstand. Das Volk darf wählen, wer begnadigt werden soll: Barrabas wollen sie frei sehen. Der kämpft für uns! Und Jesus? Der steht da geschlagen und bespuckt und lässt alles mit sich machen. „Kreuzigt ihn!“

 

Wir stehen zwischen diesen beiden Möglichkeiten. „Hosianna“ und „kreuzigt ihn“. Ihm nachfolgen im Feiern und im Leiden. Oder ihn fallenlassen. Den Weg der Gewalt gehen oder den des Friedens. Die eigenen Schäflein ins Trockene bringen oder uns hingeben. Ängstlich zurückschrecken oder für die Liebe brennen...

Die Jünger*innen laufen alle weg. Versuchen wir, in dieser Woche dazubleiben und mitzugehen.

Und suchen wir uns Unterstützung dabei:

"Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.

Ach zieh mit deiner Gnade ein, dein Freundlichkeit auch uns erschein.

Dein Heilger Geist uns für und leit den Weg zur ewgen Seligkeit.

 

Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr!“

 

(Macht hoch die Tür, G. Weissel)

 

Das Lied zum Palmsonntag instrumental

Unser Prädikant Edmund Manzke hätte heute im Gottesdienst das Gesangbuchlied "Liebe, Du ans Kreuz für uns erhöhte" digital eingespielt. Er schickt uns nun den Link zum Zuhören: https://www.youtube.com/watch?v=zRa55pHByEk Dazu den Wunsch: Bleiben Sie gesund und behütet! Herzliche Grüße, im Gebet verbunden!

 

Nur ein Lied

 

Zwei Wachtposten tauschen sich aus, an die Wand gelehnt. „Die Verkäuferinnen haben es auch nicht leicht. Manche beleidigen sie oder spucken sie an!“ Schlimm! Die Atmosphäre in der Einkaufszone ist leicht unheimlich. Die meisten Läden sind dicht, wenige Menschen bewegen sich vorsichtig umeinander herum, fast auf Zehenspitzen. Ich erledige schnell, was unumgänglich ist. Wieder draußen dringt eine Melodie an meine Ohren. Sie klingt schwermütig, zugleich von einer tänzerischen Leichtigkeit erfüllt. Ein Akkordeonspieler sitzt an der Hauswand gegenüber. Er singt vollmundig. Vielleicht ein russisches Volkslied. Als ich ihm meinen Dank zeige, bemerkt er an meinem Blick, wie sehr sein Spiel mich erfreut. Sein Lächeln zeigt mir, dass er selbst mit dem Herzen dabei ist, sich ganz in seine Musik hineingibt.

 

»Holt man etwa eine Öllampe herbei, um sie dann unter einen Eimer oder unters Bett zu stellen?“ fragte Jesus einmal. „Im Gegenteil! Eine brennende Lampe stellt man auf den Lampenständer, damit sie den ganzen Raum beleuchtet.“

 

Dieser Akkordeonspieler hat mit Musik und einem Lächeln meinen Weg erhellt.

Danke!

 

 

Keine Ahnung

 

Vor zwei Wochen war ich im Wald unterwegs. Ein abgebrochener Zweig fiel mir ins Auge, ich nahm ihn mit. Die Rinde glatt und dunkelbraun, die Knospen heller und noch sehr fest geschlossen. Wie lange er wohl schon dort gelegen hatte? Zuhause bekam er Wasser und einen Platz auf dem Küchentisch. Eine Woche lang tat sich – nichts. Schließlich schienen die Knospen zu wachsen. Wie schön! Ob wohl Blüten drinnen steckten? Oder doch eher Blätter? Keine Ahnung! Zwei Hände voller Baumarten kann ich vielleicht unterscheiden, gesetzt den Fall, ich sehe den ausgewachsenen Stamm und Blätter dran.

 

Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?“ heißt es beim Propheten Jesaja. Nein, Gott, ich erkenne es nicht! Weder weiß ich, was aus meinem Zweig wachsen wird, noch kann ich voraussehen, was sich um uns herum ändern wird.

 

Du legst einen neuen Weg vor jede und jeden von uns. Etwas verschiebt sich gerade. Das ahnen wir. Aber erkennen? Das wäre zu viel gesagt.

 

Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ Das klingt verheißungsvoll! Gott will unser Heil – es soll der ganzen Erde wohl ergehen. Und jedem einzelnen von uns soll widerfahren, was heilsam ist.

 

Nein, wir erkennen es nicht. Aber wir wollen Dir vertrauen. Unser Weg liegt in Deiner Hand.

 

Mein Zweig hat inzwischen sein Geheimnis gelüftet. Und mich gelehrt, dass ich noch weniger weiß, als ich dachte. Wächst das eine oder das andere, habe ich sinniert am Küchentisch. Tatsächlich sehe ich nun zartgrüne Blättchen sich entfalten und aus derselben Knospe hellgelbe, feine Blüten.

 

 

Manchmal ist es einfach zu viel!

 

Eigentlich wäre sie nach der Arbeit zu Leon gefahren. Michaelas Patenkind feiert nämlich seinen 6. Geburtstag. Sie hat ihm ein Federball-Spiel gekauft und sich schon richtig darauf gefreut, es mit ihm auf der Wiese auszuprobieren. Der Kleine ist ihr ans Herz gewachsen. Nun, das fällt alles aus – Kontaktsperre! Als Reinigungskraft im Krankenhaus würde sie nachher noch den Vater anstecken. Und der ist eh schon geschlagen mit seinem Asthma.

 

Na ja, vermutlich hätte die Kälte ihnen eh einen Strich durch die Rechnung gemacht beim Federball – oder der angekündigte Regen. Puh!

 

Ihr Freund ist in Quarantäne. Und in der Kantine riechts nach Fisch – auch das noch! Es gibt Tage, da hat Michaela einfach die Nase voll von allem!

 

Nach dem Essen zieht es sie in den Raum der Stille. Zehn Minuten hat sie ja noch Pause. Sie nimmt sich einen der Steine aus dem Körbchen und schließt die Augen. „Gott, Du siehst doch, wie´s mir geht – zu Marc darf ich noch zwei Wochen lang nicht. Und jetzt kann ich nicht mal mehr Leon besuchen!“ Ihr kommen die Tränen. „Bitte! Hier steht, dass wir Dir mit so einem Stein alles Schwere hinlegen können. Nimm Du das alles. Mir ist es einfach zu viel!“

 

Sie drückt den runden Kiesel ganz fest, dann legt sie ihn auf den Altar. Da gibt es schon ein paar Steine. Wer weiß, wer da seine Sorgen abgelegt hat? Sie schiebt ihren weit nach hinten, direkt unter das Kreuz. Links von Jesus stehen frische Tulpen, rechts liegt ein offenes Buch. „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid,“ liest sie darin, „ich will euch erquicken.“ Ein seltsamer Satz! Aber schön! Sie schließt nochmal die Augen, atmet tief ein und wieder aus. Der Hauch eines Lächelns huscht über ihr Gesicht. „Danke!“

 

Die Kontaktsperre findet Michaela immer noch schlimm. Aber ihr Tag kann jetzt weitergehen.

 

 

Was wird werden?

 

Der Predigttext für den 29. März stammt aus dem Hebräerbrief, dem 13. Kapitel: So ist auch Jesus außerhalb der Stadt gestorben, um durch sein Blut das Volk von aller Schuld zu reinigen. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

 

Ja, wie wird es werden mit unseren Städten? Derzeit gibt es besorgniserregende Nachrichten. Ölfördernde Länder stünden vor dem Staatsbankrott, die Weltwirtschaft krisele.

 

Andere sehen dagegen paradiesische Zeiten vor uns. Wir würden uns jetzt auf das Wesentliche besinnen, so dass nach Corona die Welt umweltfreundlicher und menschlicher sein werde.

 

Wissen kann es keineR. Wir suchen den rechten Weg. Laut Predigttext liegt der darin, zu Jesus zu gehen und seine Schmach zu tragen.

 

Ein betagter italienischer Priester hat das sicherlich getan, als er sein Beatmungsgerät seinem jungen Bettnachbarn gab, wohl wissend, dass er dadurch sterben würde. Gebe Gott, dass vor eine solche Wahl bald niemand mehr gestellt sein wird!

 

Zu diesem Zweck könnte dein Handeln im Sinne Jesu darin bestehen, dafür zu sorgen, dass Beatmungsgeräte sinnvoll und solidarisch verteilt werden in Europa. Du arbeitest gar nicht als EU-Politiker*in?

 

Dachte ich mir fast schon! Aber eine Möglichkeit, sich für andere Menschen einzusetzen in dieser Zeit, hast du trotzdem.

 

Welche? Das kann ich dir nicht sagen. Mach dich auf die Suche! Wenn wir uns in unserem eigenen Umkreis nützlich machen, bauen wir mit an einer wunderbaren zukünftigen Stadt. Und Gott baut mit!

 

 

Uns locken die sonnigen Tage

 

Alle zieht es ins Freie. Ich sehe es aus meinem Fenster – dort beginnt ein Park. Sobald die Sonne seine Wiesen ein wenig erwärmt, strömen die Leute aus der Gegend hierher. Sie bringen Decken mit, Picknick, Grills und Bälle. Manche sogar ihre Gitarre. Bis die Abendkühle einsetzt, höre ich fröhliches Stimmengewirr.

 

Heute ist es trotz milden Temperaturen still. Plötzlich tönt ein Megaphon: „Achtung! Dies ist eine Durchsage der Polizei. Das längere Sitzen im Park ist verboten. … Sie dürfen sich weiterhin zu zweit im Park bewegen.“ Scheinbar hatten doch ein paar Gruppen die Rasenflächen bevölkert. Das tut weh!

 

Ja, natürlich ist es sinnvoll, gemeinschaftliche Aufenthalte im Moment zu unterbinden! Und es ist traurig! Wer jetzt keinen Garten hat, verliert den Ort, an dem er sich draußen in der Natur für ein paar Stunden willkommen und zuhause fühlen kann – zu Gast am Gabentisch unseres Schöpfers: Weich gebettet auf Rasensoden, wohl temperiert von Sonnenstrahlen, musikalisch unterhalten von Amseln und Meisengezwitscher.

 

Bitte, Gott, schenk Du den Menschen ohne Zugang zu einem Garten andere Möglichkeiten, Deine Güte zu spüren, und andere Quellen von Entspannung und Freude!

 

Begleite uns alle! Und leite uns wohlbehalten durch diese Zeit hindurch!

 

 

Eine Hand wäscht die andere

 

Und das so gründlich wie noch nie. Gibt es doch detaillierte Anleitungen zu ihrer umfassenden Reinigung samt Angaben, z.B. ein Vater unser lang mit der Seife aktiv zu sein.

 

So habe ich Zeit, meine Hände in den Blick zu nehmen. Sonst gehe ich selbstverständlich davon aus, dass sie da sind und ihre Pflicht tun. Allein morgens sind sie gut beschäftigt vom Ausknipsen des Weckers angefangen übers genau austarierte Führen der Zahnbürste, Wasser und Duschgel Verteilen, Abtrocknen, Reißverschlüsse Zuziehen, bis zum Kaffee Aufgießen, Brot Schneiden, Tisch Decken … Und das alles noch vor der ersten Mahlzeit!

 

Mal dosieren sie fein, mal greifen sie verlässlich zu. Hier streicheln sie sanft eine Wange, dort kneten sie kräftig den Hefeteig. Wunderbar vielseitige Instrumente haben wir da am Ende unserer Arme. Keinen meiner Finger möchte ich missen – schon eine kleine Verletzung macht mir ihr filigranes Zusammenspiel bewusst.

 

So wird manches Einseifen oder Eincremen zu eine Art Meditation: "Gott, ich danke Dir für meine Hände!" Während ich mich jedem einzelnen Finger widme,freue ich mich. Über die Daumen, meine Zeigefinger, die Mittel- und Ringfinger und auch die kleinen. Über die Hornhaut dort, wo ich sie brauche. Ich genieße, wie empfindsam die Fläche im Handinneren Berührung spürt, und nehme die Gestalt meines Handrückens wahr, geprägt von meinem Leben.

 

Gott, ich danke Dir, dass ich wunderbar gemacht bin!

 

 

Dass dir die Kirschbäume blüh´n

 

Fette Hummeln torkeln um mich herum vom Gänseblümchen zur Osterglocke. Die Amsel flötet, ein Taubenpärchen gurrt, die Sonne liebkost meine Schultern. Was für eine Gnade, in einem Garten zu sitzen in diesem Frühling!

 

Wenn ich diese Chance nicht habe, höre ich von der Wohnung aus dem geöffneten Fenster helles Zwitschern, spüre sanfte frische Luft auf der Haut und vielleicht einen Hauch von Blütenduft.

 

Meine Seele atmet auf. Sie kümmert sich einen Moment lang nicht um die bedrängte Lage, sondern genießt und sättigt sich.

 

Im Pfälzischen gibt es einen Ausdruck dafür, wenn das Erwachen der Natur in mein Innerstes dringt und mich so beglückt. Man sagt ihn sich gegenseitig zu.

 

So wünsche ich heute, liebe Leserin, lieber Leser,

 

dass Dir die Kirschbäume blüh´n!

P.S.: Im Bild blüht eine Kornelkirsche.

 

 

A trotziges Dirndl

 

So beginnt ein Lied von Friedrich Silcher, das ich als Teenager mit Inbrunst gesungen habe.

 

»Und i will net, und i mag net,
Und i tu's net, und i sag's net,
Und i will doch mal schaun,
Wer mi zwingen will dazu!«

 

Bockig oder widerspenstig zu sein – das ist typisch für Heranwachsende. Sie reagieren so auf Verbote, wenn sie sich groß genug fühlen, selbst zu entscheiden.

 

In der Psychologie nennt man solches Verhalten „Reaktanz“, habe ich gerade gelernt. Der Begriff taucht in den Medien auf, weil sie neuerdings bei Erwachsenen vorkommt. Wenn sie im Laden nur noch ein Paket Toilettenpapier mitnehmen dürfen. Oder sich sozial distanzieren sollen.

 

In der Bibel reitet Bileam auf seiner Eselin, die plötzlich ungefragt vom Weg abbiegt. Das empört ihn, er treibt sie zurück. Sie weicht zur anderen Seite aus. Er schlägt sie, fühlt sich im Recht. Immerhin hat doch er zu bestimmen, wo es lang geht! Als kein Ausweichen mehr möglich ist, geht sie in die Knie. Bileam kocht vor Wut. Er zeigt ganz ausgeprägt Reaktanz.

 

Tatsächlich sieht nur die Eselin, dass vor ihnen auf dem Weg ein Engel steht, mit gezogenem Schwert. Sie hat ihn aus großer Gefahr gerettet dadurch, dass sie seinen gewohnten Weg gestoppt hat. Wir lernen: (Bileams) Trotz ist dümmer, als man es Eseln nachsagt.

 

Wenn sich also demnächst mal wieder so ein widerspenstiger Gedanke einschleicht... Mensch, bei dem schönen Wetter, lass uns mal mit der Clique ein Picknick organisieren z.B. ... Dann hören wir besser, was der Engel zu Bileam sagt: „Siehe, ich selbst habe mich dir entgegengestellt; denn der Weg vor mir führt ins Verderben.“

 

Halten wir den Ball flach und akzeptieren, was uns die Regierung gut durchdacht vorgibt – die Zeit für gemeinsame Feiern kommt ja wieder, sobald wir den Virus überwunden haben.

 


 

„Ich sei, gewährt mir die Bitte,

in eurem Bunde der dritte!“

 

So spricht der tyrannische Herrscher Dionys. Er möchte dazugehören zu einer Verbindung, die Damon und seinen Freund bereit macht, füreinander zu sterben. Mit diesem Wunsch endet „Die Bürgschaft“ von Friedrich von Schiller. Damons Antwort wird nicht preisgegeben.

 

Tut mir leid“, müsste er heute sagen, „mehr als zwei dürfen nicht miteinander unterwegs sein! Warte ein paar Wochen, dann sprechen wir nochmal darüber.“

 

Zwei – immerhin! Wir können uns immer noch mit einem anderen Menschen austauschen. Das tut not – der Mensch braucht Menschen. Von Angesicht zu Angesicht ist die Begegnung intensiver als am Telefon. Ich kann all die kleinen Veränderungen in der Mimik wahrnehmen, die Gesten. Schon am Gang merke ich, wie die Stimmung der anderen Person gerade ist.

 

Wenn Du so unterwegs bist mit einem anderen, kommt es vielleicht dazu, dass Du verrätst, wie es mit deinem Glauben gerade aussieht. Hast Du Zweifel, ob da jemand ist? Eine unerklärliche tiefe Gewissheit, getragen zu sein? Angst, dass Gott uns gerade straft?

 

Dann seid ihr zwei jetzt zu dritt. Es geht jemand mit euch, auch wenn ihr das nicht merkt. Er hat uns sein Geleit versprochen:

 

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“, sagt Jesus, „da bin ich mitten unter ihnen.“

 

 

So ein Schietwetter aber auch!

 

Die vielen dicken Wolkenkissen verhindern jeden Sonnenstrahl. Und drücken meine Lebensfreude arg zusammen. Es sieht so trist aus draußen – grau und braun. Ja, „triste“ sagt man in Italien, und das heißt „traurig“. Es ist bedrückend, so im Wartestand zu sein: kein Sport, keine Geburtstagsfeste, keine Schule, kein fröhliches Kollegentreffen – das ist einfach Schiet! Wie das Wetter!

 

Oh Heiland, reiß die Himmel auf!

 

Komm, lass uns die Sonne wieder scheinen! (Gutes Wetter ist nichts weltbewegend Wichtiges, aber wir können Gott als seine Kinder auch um kleine Dinge bitten.)

 

Eigentlich ist die Bitte an den Heiland der Beginn eines Adventsliedes. Jesus soll nicht kommen, um Wolken zu vertreiben, sondern um endgültig alles zu einem guten Ende zu bringen auf unserem Planeten.

 

Herab, herab vom Himmel lauf!

 

Bring unsere Welt wieder zurecht! Lass die Forscher*innen ein Gegenmittel finden!

 

Reiß ab vom Himmel Tor und Tür,

 

reiß ab, wo Schloss und Riegel für!

 

Genau; denn wenn all dies vorbei ist, dann werden wir jubelnd aus den Häusern strömen und vor den Türen tanzen. Miteinander. Ohne Sicherheitsabstand. Erlöst.

 

 

Wenn schlimme Tage kommen,

nimmt Gott mich bei sich auf

 

Komm rein, leg ab und ruh Dich aus! Möchtest Du einen Tee? Du siehst ja ganz fertig „aus!“ So lass ich mich gerne aufnehmen bei einem lieben Freund, wenn es mir schlecht geht. „Fühl dich wie zuhause! Hier kannst Du Pause machen. Oder mal erzählen, was eigentlich los ist – Wie geht es Dir denn wirklich? Hinter dem ´ja, geht schon, alles klar´. Was passiert gerade mit Dir?“

 

Schlimme Tage sind für viele gekommen. Gott nimmt uns nun bei sich auf. So steht es im Psalm 27, 5, dem ausgelosten Spruch des Tages. (siehe "Links") Martin Luther übersetzt den Vers so: Der HERR deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit.

 

Gott versteckt mich. Ein seltsames Bild für eine Zeit, in der wir alle aufgerufen sind, in unseren Wohnungen zu verharren. Die Tage könnten wie ein bizarres deutschlandweites Versteckspiel anmuten, wäre die Lage nicht so ernst. Wir verbergen uns vor dem Virus, damit er nur nach und nach die Schwächsten findet und damit diese dann ausreichend Hilfe vorfinden.

 

Gott nimmt mich bei sich auf, wenn schlimme Tage kommen. Brauche ich das überhaupt, wo ich doch eh schon drinnen herumhocke?

 

Gottes „Hütte“ stelle ich mir licht und weit vor – Gott schenkt mir in dieser beengten Lage innere Freiheit. Nimmt Ängste von mir und Verkrampfung. Hört mir zu, bis aller Frust aus mir herausgeflossen ist, schenkt mir einen hoffnungsvollen Blick über die eigenen Wände und Sorgen hinaus.

 

Es könnte sich lohnen, dieser Einladung zu folgen!

 

 

Ohne Händeschütteln

 

Wir reichen uns nicht mehr herzlich und unbedarft die Hände, wenn wir uns begrüßen oder verabschieden. Diese Geste hat ihre Unschuld verloren. Von ihr ist derzeit wirklich abzuraten.

 

Was aber dann? Freundliches Zunicken? Die Füße gegeneinanderstupsen? Winken?

 

Die Unterbrechung der gewohnten Geste lässt uns aufmerken, worum es dabei geht. Wenn wir in einer Runde zusammenkommen, führt Händeschütteln dazu, dass ich jede einzelne Person im Raum einmal persönlich wahrnehme. Rufe ich stattdessen „Hallo zusammen“ oder „Auf Wiedersehen“ allgemein in den Raum, dann fehlt mir die kurze Begegnung mit jeder/m einzelnen.

 

Lasst uns schöne neue Formen finden! Die werden sich zu Beginn seltsam anfühlen – sei´s drum! Vielleicht entdecken wir etwas Gutes dabei.

 

Friede sei mit Dir“ ist eine ganz alte Grußformel. In der Urchristenheit soll sie Verwendung gefunden haben.

 

Dabei geht es um Gottes Frieden. Der beinhaltet mehr als nur das Fehlen von Gewalt. Er meint, dass alle bekommen, was sie brauchen. Es geht gerecht zu. Wir sind im Einklang mit der Natur, mit Gott und unseren Mitmenschen. Wir sind froh, ruhig, entspannt, voller Tatendrang – glücklich.

 

Erstaunlicherweise kann etwas von diesem Frieden in uns liegen, selbst wenn drumherum kein Friede herrscht.

 

Also, liebe Leserin, lieber Leser: Friede sei mit Dir!

 

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