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Auferstehung

 

Zu was für einer Sorte Christ*in gehörst Du? Glaubst Du, das Grab war an Ostern wirklich leer? Oder steht für Dich fest, dass der Körper den Weg allen Fleisches gegangen ist, aber Jesu Persönlichkeit wieder lebendig wurde? Oder – auch das ist in unseren Zeiten häufig – bist Du überzeugt, dass Jesus komplett tot geblieben ist. Aber das, wofür er gebrannt hat, hat sich in seinen Freund*innen weiter fortgesetzt? Wer wollte sich jetzt erheben und sagen, nur eine Sicht ist die richtige? Wissen tun wir es alle nicht, solange wir leben. (Und mit diesem Nebensatz oute ich mich schon mal als eine, die glaubt, es gibt sehr wohl ein Leben nach dem Tod.)

 

Das Wort „auferstehen“ hat sich im Deutschen erst gebildet, als unsere Vorfahren christlich wurden. Im Altgriechischen gibt es nur eine Vokabel, egal, ob ich mich morgens aus dem Bett quäle oder Jesus an Ostern auferweckt wird.

 

In dieser Sprache wird von der Schwiegermutter des Petrus berichtet: Sie liegt krank im Bett und glüht vor Fieber. Jesus kommt zu ihr. Er tritt zu ihr, ergreift sie bei der Hand und richtet sie auf; und das Fieber verlässt sie. Das ist mal eine wunderbar schnelle Heilmethode! „Aufrichten“ ist dabei sehr übertragen formuliert bei Luther. Eigentlich ist es mal wieder das Wörtchen „auf(er)stehen“. Und damit kommen wir zu einer wunderbaren Sache, von der wir alle Gewinn haben, egal welchen Osterglauben wir teilen:

 

Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.

Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

 

(Marie Luise Kaschnitz)

 

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