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Du sammelst meine Tränen...

 

...sagen wir zu Gott, wenn wir den 57. Psalm beten. Es könnte zynisch klingen, als brächte Gott extra viele Schrecknisse über Dich, damit Du mehr weinst und seine Sammlung größer wird. So ist es nicht gemeint.

 

Überhaupt gibt es so viele Sorten Tränen: solche der Trauer, der Verzweiflung, na klar, der Wut, der Angst, aber auch der Freude, der Erleichterung oder der Rührung. Alle diese Tropfen sammelst Du, Gott. Und der Spruch geht noch weiter: „Ohne Zweifel, Du zählst sie!“ Gott ist nicht egal, wie es Dir geht – er beachtet jede einzelne Träne, jede intensive Gefühlsregung, die Du erlebst. Das Sammeln der Tränen verstehe ich als Ausdruck dafür, dass wir aufgehoben sind bei Gott mit allen Gefühlszuständen. Wenn Du schreist vor Kummer, wenn Du so heftig und lange weinst, dass Du schließlich erschöpft und noch verweint einschläfst. Oder wenn Dir die Augen übergehen, weil etwas geschieht, auf das Du nicht mehr zu hoffen gewagt hättest. Dann ist Gott nahe an Dir dran – so nahe, dass er jede einzelne Träne aufnimmt. Sogar die ungeweinten.

 

Es gibt ein Lied zu diesem Psalmvers, das sich auf die schlimmen Anlässe fürs Weinen bezieht: „Du sammelst meine Tränen / in Deinem Krug, Gott / und verwandelst sie. / Wende Dich um, Frau, / wende Dich um, Mann, / und sieh / vom Tod ins Leben!“

 

Gott, wenn wir weinen, dann verwandelst Du uns. Wir gehen durch den Schmerz hindurch und kommen ein wenig gereift heraus. Viele Male kann das so gehen – weinen und zur Ruhe kommen, weinen und danach tief durchatmen. Du führst uns so vom Tod zurück ins Leben. Danke für Dein Geleit!

 

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