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Wenn das Weizenkorn nicht stirbt, bleibt es allein.

 

 

Seit ein paar Tagen bin ich auf der Suche nach Tomatensamen. Im Supermarkt um die Ecke gibt es keine. Außerdem bin ich sicher, noch irgendwo welche liegen zu haben. Wenn die Sonne mittags die Luft in Frühlingstemperaturen erwärmt, drängt es mich, kleine Körnchen auszusäen. Nur ein Töpfchen voll für die Fensterbank. Bis zum Herbst freue ich mich dann: zuerst über die ersten zwei winzigen Blättchen, später die kräftig ausgestreckten Blattarme, die zarten Blüten und natürlich jedes kleine grüne Kügelchen, das wächst und sich schließlich über gelb und orange zu einem satten Rot verfärbt.

 

Jesus sagt im Johannesevangelium (12, 24) kurz vor seiner Verhaftung:Amen, amen, das sage ich euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“

 

Diese Art der Saat ist schmerzhaft: Jesus ist der liebevollste, aufrichtigste Mensch, den ich mir vorstellen kann. Dass er verraten, bespuckt und zu Tode gefoltert wird, zerreißt mir das Herz. Erst recht, wenn ich dazudenke, dass er sich nicht wehrt, sondern freiwillig Schmerzen, Angst, Einsamkeit und Enttäuschung annimmt, um zu zeigen, dass Gott alles, wirklich alles für uns gibt. Und gleichzeitig tut es unglaublich wohl, davon zu hören, weil eine so tiefe Liebe in dem liegt, was er tut!

 

Auch in unseren Leben gibt es Momente, in denen es dran ist, etwas zu verabschieden: Vielleicht hatten Sie sich auf einen runden Geburtstag oder eine Konfirmation mit all ihren Verwandten und Freund*innen gefreut. Sie müssen einen beruflichen Weg aufgeben. Oder sogar einen lieben Menschen loslassen, weil er sich trennt oder gar stirbt.

 

Jesus ist bei Ihnen in solchen Zeiten. Er hat selbst empfunden, was Sie fühlen. Er hilft Ihnen hindurch.

 

Was hat es mit der Frucht auf sich? Bei Jesus ist es klar: Er ist auferstanden. Er hat unzählige Anhänger*innen bekommen. Seine Botschaft verbreitet bis heute Freude, Trost und Kraft.

 

Und bei Ihnen? Was wäre da eine Frucht? Wenn eine Feier zusammengekürzt wird, eine Karriere oder Beziehung endet, und erst recht, wenn ein Angehöriger stirbt, dann ergibt das in der Regel weder Frucht noch Sinn. Die Hoffnung in solchen Momenten kann eine andere sein: Dass nach Zeiten, in denen Sie trauern oder verzichten, wieder andere kommen werden: Es wird Feste in voller Gemeinschaft geben. Ihre Begabungen werden ein neues Betätigungsfeld finden. Sie werden erfüllende Kontakte zu anderen Menschen haben. Und neben die Trauer kann eine dankbare Erinnerung treten.

 

Es gibt Zeiten des Abschieds, des Loslassens. Diese sind schlimm. Und sie gehen vorüber. Es kommen auch wieder frohe Lebensphasen. Im Guten und im Schlechten begleitet Sie Gott.

 

So viel kann ein Weizenkorn erzählen oder ein Päckchen Tomatensamen.

 

 

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